UNO lobt Cubas Gesundheitssystem
Karibikinsel in Seuchenbekämpfung Vorbild für die Dritte Welt
Von Leo Burghardt, Havanna, ND, 17. September 2009
In
Sachen Gesundheitsversorgung ist Kuba ein Vorbild für die gesamte Dritte
Welt. Das attestieren die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten
Nationen oder deren panamerikanische Ableger mit ihren Zertifikaten Jahr
für Jahr.
Seit Wochen ist es in Kuba glühend heiß, am Nachmittag
ist ein kurzer aber starker Regenguss zu erwarten, schlimmstenfalls
scheint danach noch eine Stunde die Sonne, so dass das Regenwasser in
dichten Schwarten verdampft. Das ist der ideale Nährboden für Seuchen.
Mit Dreien – Dengue, Bindehautentzündung und A-Grippe schlagen sich hier
im Moment Zigtausend Ärzte, Paramediziner, Krankenschwestern,
Kammerjäger und freiwillige Helfer herum: Sie gehen von Haus zu Haus und
messen Fieber, wer 37,5 hat, wird für eine Woche zur Quarantäne in ein
Krankenhaus eingeliefert.
In Havanna rumoren von früh bis spät die
»Bazookas«, das sind Geräte, mit denen man die Wohnungen ausräuchert.
Doch man kann die Ansteckungsgefahr zwar auf ein Minimum beschränken,
vermeiden lässt sie sich nicht. Die Gesundheitsbehörden hatten schon vor
Monaten, als erstmals von der Schweinegrippe die Rede war, versichert,
dass sie jedwede Vorsorge getroffen hätten, um Schlimmes zu verhindern.
553 Medikamente, die zur Grundausstattung gehören, produziert das Land
inzwischen selbst. 307 müssen importiert werden – aufgrund der
US-Blockade, die gerade von Barack Obama für ein Jahr verlängert wurde,
meist zum doppelten oder dreifachen Preis.
Dahingegen unterziehen
die USA zum ersten Mal seit 50 Jahren ein in Kuba nach jahrelanger
Forschungsarbeit erzeugtes Medikament gegen nichtoperable Krebsarten
einer klinischen Prüfung. Das Präparat Nimotuzumab heilt nicht, aber
verlängert das Leben. Ein anderes Medikament gegen Lungenkrebs
(Montanide) wurde bereits erfolgreich geprüft. Es reduziert das Leiden
auf den Status »chronisch«, das heißt, nicht heilbar, aber unter
Kontrolle.
Die Hepatitis B wird in Kuba bis Ende des Jahres
eliminiert sein durch die Anwendung des im hiesigen Zentrum für
Biotechnologie entwickelten Heberbiovac HB. Kuba hat dieser Tage auch 18
US-amerikanischen Firmen angeboten, über eine Lizenz für ein kubanisches
Produkt der Biotechnologie zu verhandeln – einzigartig in der Welt – das
in der Lage ist, die durch Diabetes notwendigen Amputationen drastisch
zu reduzieren. Allein in den USA müssen jährlich 80 000 solcher Fälle
behandelt werden. Die Anzahl könnte durch Heberprot-P um die Hälfte
vermindert werden.
Die Blockade schadet in zunehmendem Maße nun
auch den USA selbst, denn die Reputation der kubanischen Wissenschaftler
ist groß. Auch in der Aids-Forschung liegen sie weit vorn. Kuba
produziert einen Cocktail von Medikamenten der verhindert, dass die
Patienten dem Tode geweiht sind.
Seit dem Sieg der Revolution hat
Kuba 100 000 Mediziner ausgebildet, von denen viele zeitweise in
bedürftigen Ländern praktizieren. Der chinesische Vizepräsident Xi
Jinping hat in Peking mit dem Vizepräsidenten des kubanischen
Ministerrats, Ricardo Cabrisas, unter anderem ein Abkommen
unterzeichnet, das eine engere Zusammenarbeit beider Länder auf dem
Gebiet der Biotechnologie vorsieht. Unterdessen übergab Chinas Nummer 2,
Wu Banguo, in Havanna der hiesigen Regierung einen Kredit von 600
Millionen Dollar – zinslos bzw. zu Vorzugsbedingungen. Er ist vorwiegend
für den Ausbau kubanischer Infrastrukturen gedacht. Eine sinnvolle
Investition.