Nelson Mandela: Kommentare, Berichte, Historisches, was nicht in der offiziellen Berichterstattung zu finden ist
" Er wusste, wer seine Freunde waren ..."
INHALT dieser Seite:
- Heuchler am Werk
- Pressemitteilung: Mandela, Obama und die MIAMI 5
- Abschied_von_Mandela
- Was Obama nicht sagte
- »Ehre und ewiger Ruhm« (Rede des kubanischen Präsidenten Raúl Castro Ruz bei der Trauerfeier für Nelson Mandela am Dienstag in Johannesburg)
- Die Nachrichtenagentur dpa verbreitete auszugsweise die Rede von US-Präsident Barack Obama:
Heuchler am Werk
Nach
dem Tod des südafrikanischen Freiheitshelden Nelson Mandela werden
Krokodilstränen vergossen. Er wußte, wer seine Freunde waren
Von Heinz-W. Hammer
Nelson Mandela und Fidel Castro 2001 in Johannesburg
Foto:
AP Photo
Nach der Meldung über den Tod des am Donnerstag abend
verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfers Nelson Mandela
werden in den hiesigen Medien schwülstige Nachrufe der
Bundeskanzlerin Angela Merkel, von US-Präsident Barack Obama, des
britischen Premierministers David Cameron und von anderen
verbreitet. Ausgerechnet also die Vertreter jener Staaten vergießen
nun Krokodilstränen, die das mörderische Apartheidregime und all
seine Verbrechen bis zum Schluß aktiv stützten und materiell sowie
personell förderten, während sie den African National Congress (ANC)
unter Führung Nelson Mandelas als »terroristisch« denunzierten.
Thejiwe Mtintso, die damalige Botschafterin Südafrikas in Kuba,
charakterisierte solche Heuchler bereits im Dezember 2005: »Heute
hat Südafrika viele neue Freunde. Gestern haben diese Freunde unsere
Führer und Kämpfer noch Terroristen genannt, uns aus ihren Ländern
gejagt und zur gleichen Zeit das Südafrika der Apartheid
unterstützt. Diese gleichen Freunde wollen heute, daß wir Kuba
denunzieren und es isolieren.« Doch es seien die Kubaner und nicht
diese »neuen Freunde« gewesen, die zu Tausenden ihr Leben für die
Freiheit der Völker im südlichen Afrika gegeben hätten.
Es
war das sozialistische Kuba, das es damals nicht bei warmen Worten
beließ, sondern dessen Soldaten für die Befreiung des gesamten
südlichen Afrika vom rassistischen Apartheidregime kämpften.
Insgesamt mehrere zehntausend kubanische Internationalisten hatten
ab 1975 auf der Seite der Befreiungsbewegung MPLA gegen eine
Intervention Südafrikas im gerade unabhängig gewordenen Angola
gekämpft. Die Niederlage der Rassisten dort öffnete den Weg zur
Unabhängigkeit Namibias 1990 und zur Befreiung Südafrikas. Mandela
selbst würdigte dies 1991 bei einem Staatsbesuch in Havanna: »Lang
lebe die Kubanische Revolution, lang lebe Genosse Fidel Castro! Die
kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die
Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir
bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist, im
Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität zu erbringen – gegen
eine brutale imperialistische Kampagne, die die Fortschritte der
Kubanischen Revolution zerstören soll. Es kann keine Kapitulation
geben. Die Frage lautet: Freiheit oder Tod. Die Kubanische
Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle
freiheitsliebenden Völker.«
All jene, die damals wie heute
auf der Seite des Rückschritts und der Unterdrückung der Völker im
Namen der »westlichen Werte« stehen, die die Welt mit
neokolonialistischen Kriegen, mit Hunger, Elend, Folter und Tod
überziehen, versuchen nun, Nelson Mandela nach seinem Tod für ihre
Zwecke zu instrumentalisieren. Von seinen und den Zielen der
südafrikanischen Befreiungsbewegung soll im Bewußtsein der Menschen
nichts übriggelassen werden. Doch das Gedächtnis der Menschheit wird
sich nicht täuschen lassen. Wir trauern mit dem Volk Südafrikas um
Nelson Mandela, den Revolutionär, Freiheitskämpfer und konsequenten
Freund der Kubanischen Revolution, und weisen die nun betriebene
Geschichtsfälschung in aller Schärfe zurück.
Der Autor ist
Vorsitzender der Regionalgruppe Essen der Freundschaftsgesellschaft
BRD-Kuba e.V.
Pressemitteilung: Mandela, Obama und die MIAMI 5
Rommerskirchen/Essen/Jülich/Bochum, d. 11.12.2013
Leider verschweigen die großen Medien in ihren Nachrufen auf den am 5. Dezember verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer, Nationalhelden und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela dessen Unterstützung für das sozialistische Cuba.
Denn es war dieses Land, das es in den Zeiten des mörderischen
Apartheidregimes nicht bei warmen Worten beließ, sondern dessen
Soldaten für die Befreiung des gesamten südlichen Afrika von
dieser Geißel der Menschheit kämpften. Insgesamt mehrere
zehntausend kubanische Internationalisten hatten ab 1975 auf der
Seite der Befreiungsbewegung MPLA gegen eine Intervention
Südafrikas im gerade unabhängig gewordenen Angola gekämpft. Die
Niederlage der Rassisten dort öffnete den Weg zur Unabhängigkeit
Namibias 1990 und zur Befreiung Südafrikas. Mandela selbst
würdigte dies 1991 bei einem Staatsbesuch in Havanna: »Lang lebe die
Kubanische Revolution, lang lebe Genosse Fidel Castro! Die
kubanischen Internationalisten haben sehr viel für die
Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit in Afrika getan. Wir
bewundern die Opfer des kubanischen Volkes, die es bereit ist, im
Kampf um seine Unabhängigkeit und Souveränität zu erbringen – gegen
eine brutale imperialistische Kampagne, die die Fortschritte der
Kubanischen Revolution zerstören soll. Es kann keine Kapitulation
geben. Die Frage lautet: Freiheit oder Tod. Die Kubanische
Revolution ist eine Quelle der Inspiration für alle
freiheitsliebenden Völker.« In seiner ersten Reaktion auf den
Tod Mandelas äußerte sich der US-Präsident und
Friedensnobelpreisträger Barack Obama wie folgt: »Wir haben einen
der einflußreichsten, mutigsten und zutiefst guten Menschen
verloren, die jemals einer von uns auf Erden treffen wird (…) der
Tag, an dem Mandela aus dem Gefängnis
entlassen wurde, gab mir
ein Gefühl, wozu Menschen imstande sind, wenn sie sich von ihren
Hoffnungen leiten lassen, nicht von ihren Ängsten. So lange ich
lebe, werde ich tun, was ich kann, um von ihm zu lernen.« (NRZ,
07.12.2013)
Nun dürfte Herrn Obama die Freundschaft von Herrn
Mandela zu Cuba nicht unbekannt sein. Stellt sich der
US-Präsident mit seinen Worten zu Mandela nun zugleich hinter das
von seinem Land seit über 50 Jahren mit einer umfassenden
Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade belegte Cuba? Wohl kaum.
Präsident Obama weiß aber auch, dass am 12. September 1998 die fünf
cubanischen Kundschafter Antonio Guerrero, Ramón González, Fernando
González, René González und Gerardo Hernández in den USA
festgenommen und dann in einem Schauprozess in Miami zu
exorbitanten Strafen bis zu zwei Mal lebenslänglich verurteilt
wurden. Und dies ausschließlich, weil sie unbewaffnet rechtsextreme
Banden in Miami unterwandert hatten, um ihre Heimat vor weiteren
Terroranschlägen zu bewahren, die von eben diesen Banden organisiert
und durchgeführt wurden. Drei dieser weltweit als CUBAN 5 / MIAMI
5 bekannt gewordenen Cubaner, von denen immer noch 4 in den USA
inhaftiert gehalten werden, hatten in Angola
mitgekämpft und ihr Leben für die Befreiung Südafrikas eingesetzt:
Fernando González, René González und Gerardo Hernández.
Nelson Mandela war 27 Jahre lang inhaftiert. Die vier immer noch in
den USGefängnissen inhaftierten MIAMI 5 sind nun bereits seit 15 ¼
Jahren eingesperrt.
Wie lange soll es dauern, bis Präsident Obama
tatsächlich von Nelson Mandela lernen und diese Cubaner
freilassen wird?
Am 07./08. März 2014 wird ein Hearing der
»Internationalen Untersuchungskommission des Falls der „Cuban“
bzw. „Miami Five“« in London stattfinden
Diese Veranstaltung wird u.a. unterstützt von Ramsey Clark,
ehem. Justizminister der USA; Frei Betto, brasilianischer
Befreiungstheologe; Prof. Dr. Norman Paech, Völkerrechtler BRD;
Günter Grass, Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger BRD;
John Le Carré, Schriftsteller UK,
Jean Ziegler, UN-Botschafter
Schweiz u.v.a.
Diese Veranstaltung wird, ganz im Sinne des
verstorbenen Nelson Mandela,
eintreten für die sofortige Freilassung der MIAMI 5 und im Rahmen
des internationalen Hearings zahlreiche Argumente und
völkerrechtlich belastbare Begründungen für diese Forderung
liefern.
Wir ehren den verstorbenen Freiheitskämpfer Nelson
Mandela und würdigen sein Vermächtnis, indem wir uns diesem
Anliegen anschließen.
- Petra Grübl, Vorsitzende SoliCuba e.V., Rommerskirchen,
http://solicuba.org/
- Heinz-W. Hammer, Vorsitzender
Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.,
Regionalgruppe Essen,
www.cubafreundschaft.de
- Josie Michel-Brüning und Dirk
Brüning, Jülich, Solidaritätskomitee Basta
Ya, www.miami5.de
- Dr. med. Klaus U. Piel, Vorsitzender Humanitäre Cuba Hilfe e.V.,
Bochum,
http://www.hch-ev.de/
Es handelt sich um einen Gedichtband von im Gefängnis
verfassten Gedichten eines der seit dem 12.09.1998 in
den USA
inhaftierten fünf kubanischen politischen
Gefangene, die ihr Land
vor den von US-Boden
ausgehenden Terroranschlägen schützen
wollten.
Abschied von Mandela
Zu Ehren von Südafrikas Freiheitshelden: Zehntausende Menschen
und rund 100 Staatschefs in Johannesburg. Raúl Castro erinnert an
gemeinsamen Kampf
Von André Scheer
Zehntausende
erwiesen im Fußballstadion von Johannesburg Nelson Mandela die
letzte Ehre
Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko
Südafrikas frühere Vizepräsidentin Baleka Mbete war sichtlich
bewegt, als sie am Dienstag auf der Bühne der großen
Gedenkveranstaltung für Nelson Mandela den Gast »von einer kleinen
Insel« ansagte, »deren Volk für unsere Befreiung gekämpft hat«. Der
so angekündigte Redner, Kubas Präsident Raúl Castro, erinnerte an
den gemeinsamen Einsatz gegen das südafrikanische Rassistenregime.
Der am vergangenen Donnerstag verstorbene Nelson Mandela selbst habe
am 26. Juli 1991 bei seinem Besuch in Havanna erklärt, daß Kuba
immer einen besonderen Platz im Herzen des südafrikanischen Volkes
einnehmen werde. Sowohl Castro als auch Mbete erinnerten an die
Schlacht von Cuito Cuanavale im Südosten Angolas. Damals hatten
einheimische und kubanische Truppen gemeinsam mit Kämpfern der
Befreiungsbewegungen ANC aus Südafrika und SWAPO aus Namibia den
eingedrungenen Truppen Pretorias eine vernichtende Niederlage
bereitet. Dieser Sieg öffnete den Weg zum Ende der Apartheid und zur
Befreiung Mandelas.
US-Präsident Barack Obama, der als erster
ausländischer Staatsgast nach UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu Wort
kam, vermied konkrete Bezüge zum Widerstand des südafrikanischen
Volkes, obwohl er bereits zu Beginn seiner Rede über Mandela
behauptet hatte: »Sein Kampf war unser Kampf, sein Sieg war unser
Sieg.« Statt dessen stellte er den Freiheitshelden in eine Reihe mit
den »Gründervätern« der USA und mit Abraham Lincoln, während er sich
zugleich von – namentlich nicht genannten – »zu vielen von uns«
distanzierte, »die glücklich Madibas Erbe der Versöhnung umarmen,
sich aber leidenschaftlich auch gegen bescheidenste Reformen wehren,
die sich gegen chronische Armut und zunehmende Ungleichheit
richten«. Zu viele Führungspersönlichkeiten der Welt verkündeten
ihre Solidarität mit Mandelas Freiheitskampf, »aber dulden keinen
Dissens in ihrem eigenen Volk«. Eine Freilassung politischer
Gefangener in den USA wie Mumia Abu-Jamal, der vier noch
inhaftierten Kubaner oder Leonard Peltiers kündigte er jedoch
ebensowenig an wie ein Ende der Verfolgung von Edward Snowden oder
die Einstellung der Überwachungsmaßnahmen seiner Geheimdienste.
Zehntausende Menschen waren in das 90000 Zuschauer fassende
Fußballstadion von Johannesburg gekommen, um Abschied von Mandela zu
nehmen. Stundenlang harrten sie in strömendem Regen aus, feierten
den Verstorbenen mit Musik und Sprechchören und ließen sich von den
Moderatoren – neben Mbete ANC-Vizepräsident Cyril Ramaphosa – nur
widerwillig dazu bewegen, die Redner zu Wort kommen zu lassen. Mit
offiziell an die 100 Staatsgästen gehörte die Trauerfeier zu einem
der größten informellen Gipfeltreffen der politischen Geschichte und
bot unter anderem Gelegenheit für einen kurzen Händedruck und
Wortwechsel zwischen Obama und Castro. Zu den Anwesenden in
Johannesburg gehörten Venezuelas Staatschef Nicolás Maduro,
Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff – die den Kampf Mandelas und
des südafrikanischen Volkes als »ein Beispiel für alle Völker, die
für Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit kämpfen« würdigte –
Chinas Vizepräsident Li Yuanchao, Palästinas Staatsoberhaupt Mahmud
Abbas und Bundespräsident Joachim Gauck.
Der Leichnam Nelson
Mandelas wird am kommenden Sonntag in dem Dorf Qunu, in dem er als
Kind aufwuchs, beigesetzt.
Was Obama nicht sagte
Der US-Geheimdienst CIA ermöglichte Südafrikas Rassisten 1962
die Verhaftung Nelson Mandelas. Es folgten 27 Jahre Haft
Von
Volker Hermsdorf
Historischer
Handschlag in Johannesburg: Kubas Präsident Castro (M.) und sein
US-Amtskollege Obama
Foto: AP Photo/SABC Pool
US-Präsident Barack Obama gehörte am Dienstag in Johannesburg zu
den Trauerrednern für den verstorbenen südafrikanischen
Freiheitshelden Nelson Mandela. Was er in seiner Ansprache nicht
erwähnte: Es war der US-Geheimdienst, der Mandela Pretorias
Rassisten ans Messer lieferte. Die CIA hatte der südafrikanischen
Geheimpolizei die entscheidenden Hinweise gegeben, die am 5. August
1962 zur Festnahme Nelson Mandelas und seiner anschließenden
27jährigen Haft führten.
Nach dem Tod des früheren
südafrikanischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers erinnerte
das US-Nachrichtenmagazin Newsweek am vergangenen Donnerstag daran,
wie die USA bei der Jagd auf Mandela in den 60er Jahren mitgemischt
hatten. Washington war damals mit dem Apartheidregime durch ein
militärisches Kooperationsabkommen eng verbunden. Die USA bezogen
einen großen Teil des Urans für ihre Kernkraftwerke und atomare
Aufrüstung von dort. Die Widerstandskämpfer des Afrikanischen
Nationalkongresses (ANC) störten nicht nur die guten Geschäfte,
sondern galten auch als Sicherheitsrisiko im Kampf gegen den Einfluß
der sozialistischen Länder. Der ANC und seine Führer wurden von der
US-Administration offiziell zu »Terroristen« erklärt. Senatoren,
Kongreßabgeordnete und politische Mitarbeiter trugen am Revers
Buttons mit der Aufschrift: »Hang Nelson Mandela and all ANC
terrorists!«
Bereits kurz nach Mandelas Freilassung am 11.
Februar 1990 hatte die in Johannesburg erscheinende Sunday Times
enthüllt, daß ein CIA-Agent namens Millard Shirley die
südafrikanische Geheimpolizei Anfang August 1962 auf die Spur
Mandelas geführt hatte. Dem Bericht zufolge hatte der US-Dienst
einen Spitzel in die Leitung des ANC in Durban eingeschleust und
dessen Aktivitäten systematisch ausspioniert. Gerard Ludi, ein
früherer südafrikanischer Geheimdienstagent, gestand dem Blatt, daß
die eigenen Leute für ihre Aufgaben nicht ausreichend trainiert
gewesen und deshalb von den US-Helfern unterstützt worden seien.
»Ich vermute, daß Shirley die Informationen auf Anweisung seiner
Regierung an die Südafrikaner gegeben hat, weil es im Interesse der
USA lag, Mandela aus dem Weg zu räumen«, sagte Ludi.
Am 10.
Juni 1990 bestätigten mehrere US-Medien die Berichte aus Südafrika.
Die New York Times und die Chicago Tribune zitierten einen damaligen
Regierungsbeamten, der sagte, daß er kurz nach Mandelas Festname von
dem hochrangigen CIA-Mitarbeiter Paul Eckel mit folgenden Worten
davon unterrichtet worden war: »Wir haben Mandela den
südafrikanischen Sicherheitskräften überstellt. Wir haben sie über
alle Details – Ort, Uhrzeit und welche Kleidung er trägt –
informiert. Sie haben ihn aufgelesen. Das ist einer unserer größten
Erfolge.« Der Beamte habe sein Schweigen erst nach knapp 30 Jahren
gebrochen, weil er nach Mandelas Freilassung keinen Anlaß mehr für
die Geheimhaltung gesehen habe, so die US-Nachrichtenagentur Cox
News Service.
Obwohl Mandela noch bis zum 1. Juli 2008 auf
ihrer »Terrorism Watch List« geführt wurde, änderten die USA nach
seiner Freilassung und dem Zusammenbruch des Apartheidregimes
offiziell ihren Kurs. Der damalige Präsident George Bush behauptete,
daß die US-Regierung immer den Kampf Mandelas gegen den Rassismus
unterstützt und sich stets gegen seine Inhaftierung ausgesprochen
habe. Diese Version verbreitet die offizielle US-Politik bis heute.
Auch Barack Obama knüpfte an diese Lüge an. Bei seinem
Südafrika-Besuch im vergangenen Juli stieß er nicht zuletzt deswegen
immer wieder auf heftige Proteste. Sein angebliches Vorbild Nelson
Mandela hat er persönlich nie zu Gesicht bekommen. Nun erwies der
US-Präsident einem Revolutionär die Ehre, der 27 Jahre seines Lebens
hinter Kerkermauern verbringen mußte, weil die CIA dem
Rassistenregime bei seiner Verfolgung und Ergreifung geholfen hat.
»Ehre und ewiger Ruhm«
Rede des kubanischen Präsidenten Raúl Castro Ruz bei der Trauerfeier für Nelson Mandela am Dienstag in Johannesburg:
Präsident Jacob Zuma, Familie Nelson Mandelas, Hoheiten und
Würdenträger, Brudervolk Südafrikas! Wir gedenken gerührt Nelson
Mandelas, dem ultimativen Symbol der Würde, der unnachgiebigen
Selbstaufopferung im revolutionären Kampf um Freiheit und
Gerechtigkeit, Propheten der Einheit, der Versöhnung und des
Friedens.
Gemeinsam mit seinen Kampfgenossen führte Mandela
sein Volk in die Schlacht gegen die Apartheid, um den Weg in ein
neues, nicht-rassistisches Südafrika zu ebnen, vereint auf der Suche
nach Gleichheit und Wohlstand für all seine Kinder – eine Nation,
die die Folgen des Kolonialismus, der Sklaverei und der
Rassentrennung überwindet.
Ein Beispiel für Integrität und
Beharrlichkeit begann er mit der Ausrottung der Armut, der
Bekämpfung der Ungleichheit und der Schaffung von Chancen für alle.
Mandela bleibt ein unübertreffbares Beispiel für Lateinamerika
und die Karibik, welche zur Einheit und Integration voranschreiten,
zum Wohle ihrer Völker, ihre Unterschiede achtend und überzeugt
davon, daß allein der Dialog und die Zusammenarbeit den Weg für die
Überwindung von Differenzen darstellen. Nur so ist ein zivilisiertes
Nebeneinander aller möglich, auch wenn sie unterschiedlich denken.
Mandelas Leben lehrt uns, daß nur die gemeinsamen Anstrengungen
aller Nationen die Menschheit befähigen werden, die großen
Herausforderungen zu meistern, welche ihre gesamte Existenz
bedrohen.
Kuba, durch dessen Adern afrikanisches Blut fließt,
ist ein Land, das im Unabhängigkeitskampf geboren wurde, im Kampf um
die Abschaffung der Sklaverei. Und wir hatten das Privileg, Seite an
Seite mit den afrikanischen Nationen zu kämpfen und zu wirken.
Niemals werden wir Mandelas Huldigung unseres gemeinsamen
Kampfes vergessen. Anläßlich seines Besuchs in unserem Land am 26.
Juli 1991 sagte er: »Das kubanische Volk hat einen besonderen Platz
im Herzen des südafrikanischen Volkes.«
Ich erinnere mich in
diesen Zeiten auch an die gegenseitige Bewunderung, die ihn mit
Fidel Castro verband, ein Symbol der Brüderlichkeit zwischen
Afrikanern und Kubanern. Fidel sagte: »Nelson Mandela wird nicht in
die Geschichte eingehen, weil er 27 Jahre in Folge im Gefängnis
verbracht hat, ohne jemals seinen Idealen abzuschwören. Er wird in
die Geschichte eingehen, weil er trotz der unfairen Strafe in der
Lage war, seine Seele vom Gift des Hasses zu säubern und aufgrund
seiner Großherzigkeit und Weisheit, welche ihn in Siegeszeiten dazu
befähigte, begabt sein selbstloses und heldenhaftes Volk zu führen,
im Wissen, daß das neue Südafrika nicht auf Haß und Rache aufgebaut
werden kann.«
Nelson Mandela und dem heldenhaften Volke
Südafrikas Ehre und ewiger Ruhm!
Übersetzung: Zoran Sergievski
Die Nachrichtenagentur dpa verbreitete auszugsweise die Rede von US-Präsident Barack Obama:
An Graca Machel und die Familie Mandela. (…) Es ist eine
einzigartige Ehre, hier heute bei euch zu sein, um ein Leben zu
feiern, das wie kein anderes war. An die Menschen Südafrikas –
Menschen jeder Hautfarbe und aus jeder Gesellschaftsschicht – die
Welt dankt euch dafür, daß ihr Nelson Mandela mit uns geteilt habt.
Sein Kampf war euer Kampf. Sein Triumph war euer Triumph. Eure Würde
und Hoffnung fand ihren Ausdruck in seinem Leben, und eure Freiheit
und Demokratie sind sein geschätztes Erbe.
Es ist schwierig,
eine Lobrede auf einen Menschen zu halten. (…) Wieviel schwieriger
ist es, dies für einen Giganten der Geschichte zu tun, der eine
Nation der Gerechtigkeit näherbrachte und dabei Milliarden von
Menschen auf der ganzen Welt bewegte. Während des Ersten Weltkrieges
wurde er fern der Machtzentren geboren, ein Junge der Vieh hütete
und von den Ältesten seines Thembu-Stammes erzogen wurde – doch
sollte Madiba zum letzten großen Befreier des 20. Jahrhunderts
werden. Wie Gandhi führte er eine Widerstandsbewegung an – eine
Bewegung, die zu Beginn kaum Aussicht auf Erfolg hatte. Wie (Martin
Luther) King verlieh er den Forderungen der Unterdrückten und der
moralischen Pflicht zur Gerechtigkeit zwischen Schwarz und Weiß eine
kraftvolle Stimme. Er erdulte eine grausame Inhaftierung, die in der
Zeit von Kennedy und Chruschtschow begann und in den letzten Tagen
des Kalten Krieges endete. Als er ohne Einsatz von Gewalt aus dem
Gefängnis kam, hielt er – wie Lincoln – sein Land zusammen, als es
drohte, auseinanderzubrechen. (…)
Mandela lehrte uns die
Macht des Handelns, aber auch die Gedanken, wie wichtig Vernunft und
Argumente sind, er lehrte uns die Notwendigkeit, nicht nur jene zu
studieren, denen man zustimmt, sondern auch diejenigen, die man
ablehnt.
(…) Er lernte die Sprache und die Gebräuche seiner
Unterdrücker, damit er ihnen eines Tages besser verständlich machen
konnte, daß ihre eigene Freiheit von seiner abhängt. (…) Es brauchte
einen Mann wie Madiba, um nicht nur den Gefangenen zu befreien,
sondern auch den Gefängniswärter. Um zu zeigen, daß wir anderen
vertrauen müssen, damit sie uns vertrauen. (…)
Auch wir
müssen für die Gerechtigkeit handeln. Auch wir müssen für den
Frieden handeln. Es gibt zu viele von uns, die Madibas Erbe von der
Versöhnung der Ethnien gerne annehmen, aber sich mit aller Kraft
sogar gegen kleine Reformen gegen Armut und wachsende Ungleichheit
stemmen. Es gibt zu viele Anführer, die behaupten, solidarisch mit
Madibas Freiheitskampf zu sein, aber von ihrem eigenen Volk keinen
Widerspruch dulden. (…)