Abstimmung über "Poder Popular"
Hohe Beteiligung bei den Wahlen der lokalen Volksräte in Kuba.
Basisvertretung seit 1976 in der Verfassung verankert
Von Harald Neuber
Havanna. Mit großer Beteiligung ist
am Sonntag der erste Teil der Wahl der lokalen Volksräte in Kuba zu
Ende gegangen. Nach Angaben der Nationalen Wahlkommission CNE erreichte
die Wahlbeteiligung 93,4 Prozent.
Von den gut 8,6 Millionen Wahlberechtigten
gaben nach Auskunft der CNE-Präsidentin Ana Maria Mari Machado gut 8,09
Millionen Kubanerinnen und Kubaner ihre Stimme ab. Wer von den insgesamt
rund 15 000 Kandidaten am Sonntag keine einfache Mehrheit erreichte,
muss sich am 2. Mai der Nachwahl stellen.
Die Volksräte, in Kuba
als "Poder Popular" bekannt, sind nach der letzten Verfassungsreform
als Instrument der Basisdemokratie in dem sozialistischen Karibikstaat
etabliert worden. Ihre Aufgabe ist es, die lokalen Belange in den 169
Bezirken zu vertreten. Die Nominierungen fanden von Ende Februar über
vier Wochen hinweg statt. Ab Ende März wurden die in Basisversammlungen
im Stadtteil bestimmten Kandidaten den Wählern mit Aushängen vorgestellt.
Der gesamte Prozess findet in enger Abstimmung mit Basisorganisationen
wie den Nachbarschaftsräten statt, das Wahlrecht gilt ab Erreichen des
16. Lebensjahres.
Politische Vertreter in Kuba führen dies als
einen Grund für die hohe Beteiligung an. Im Gegensatz zu westlichen
Staaten gebe es in Kuba keine vorab innerhalb politischer Parteien paktierten
Kandidaturen, so CNE-Chefin Mari Machado gegenüber der Nachrichtenagentur
Prensa Latina. In Kuba schlage die Bevölkerung ihre Vertreter direkt
vor, nominiere und wähle sie in direkter und geheimer Wahl. Die hohe
Beteiligung sei daher auch ein Votum für das politische System.
Ähnlich
äußerte sich Parlamentspräsident Ricardo Alarcón. In Kuba sei die Beteiligung
am demokratischen Prozess weit höher als in den Staaten, "die sich als
Besitzer der Demokratie präsentieren". Dies sei, so Alarcón mit Blick
auf die internationale Kampagne gegen die sozialistische Führung, die
beste Antwort auf die Kritik.
amerika21.de, 27. April 2010