Unsere Reise in den Osten Kubas 30.03. bis 20.04.2025
Reisebericht von Gisela und Heinz
Die Meldungen über Probleme in Kuba häuften sich Anfang 2025. Dann kam auch noch die Nachricht, alle Direktflüge von Deutschland nach Kuba werden Ende April 2025 eingestellt. Ein weiterer schwerer Schlag für den Tourismus in Kuba. Also kurz überlegt und schnell einen Flug nach Holguín gebucht. Wir wollten unsere Freunde und Partner im Osten Kubas doch noch einmal auf dem direkten Weg besuchen.
Die Reise selbst war mal wieder ein wunderbares Erlebnis. Der Direktflug aus Frankfurt landete pünktlich und unsere Freunde Lupe und Coca vom ICAP Holguin (Instituto Cubano de Amistad con los Pueblos) erwarteten uns am Flughafen und halfen uns bei der Einreise.
Radel, ein weiterer sehr guter Freund vom ICAP, wartete mit Mercedita, einem inzwischen fast 40 Jahre alten Mercedes-Benz Kleinbus 100D, der vor langer Zeit von der HCH gespendet wurde.
Radel kennt inzwischen fast jede Schraube von Mercedita. Mit Spenden aus aller Welt für Ersatzteile und Radels hingebungsvoller Pflege hat Mercedita bisher überlebt, trotz einer Fahrleistung von über einer Million km! Auf ging es zu unserer Unterkunft bei der sehr gastfreundlichen Maria in einer schönen Casa particular. Dort erwartete uns auch Iván, ein Freund aus Holguin. Iván war die ganze Reise über unser guter Geist im Hintergrund. Wir erhielten eine Stadtführung und wertvolle Informationen von ihm. Er hätte bei Problemen sofort geholfen. Diese Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit zeichnet übrigens fast alle Kubaner aus und das macht das Land so besonders und liebenswert.
Am 01.04. waren wir mittags zum Essen beim ICAP eingeladen. Radel und Yamila hatten am Vormittag mit Mercedita vom Flughafen Frank Pais Holguin eine Solidaritätslieferung Medikamente aus Kanada abgeholt und an die Hospitäler in Holguín verteilt.
Am Nachmittag fand eine kleine Feier im ICAP statt, das in diesem Jahr 65 Jahre alt wird und dies zum Anlass genommen hat, u.a. die HCH für 29 Jahre solidarische Hilfe für Kuba zu ehren. Insbesondere das Engagement von Dr. Klaus Piel wurde gewürdigt, ein Interview mit Gisela geführt und ein Presseartikel veröffentlicht.
Lupe, die Leiterin des ICAP Holguin, hat uns angeboten, dass Radel uns sicher nach Santiago de Cuba bringen könnte, was wir dankbar angenommen haben. Es gäbe aber Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Diesel.
Am 02.04. hat Radel mit unserer Hilfe Mercedita aufgetankt. Diesel gibt es nur mit Genehmigung und einer Kreditkarte auf US-Dollar Basis. So konnten wir eine Tankfüllung mit viel Reserve mit unserer Kreditkarte ermöglichen. Auf dem Weg nach Santiago durften wir in Biran das Elternhaus der Castros besichtigen, wo Lupe uns angemeldet hatte.
In Santiago wurden wir von Vivianne und Noeldo herzlich empfangen. Vivianne, eine Ärztin, hat die Austauschstudenten von der UNI Herdecke betreut. Leider ist das Projekt durch die Covid-19 Pandemie unterbrochen worden.
Hectors Büro
Am 03.04. haben wir einen Koffer mit von der HCH gespendeten Medikamenten an die Dirección Provincial de Salud (DPS) Santiago zur weiteren Verteilung übergeben. Hector, der Leiter der DPS, hat uns später in seinem Büro engagiert und überzeugend erläutert, wie unsere Spenden verteilt werden.
Nach Erhalt der avisierten Spenden berät er sich mit seinem Kollektiv. Die Medikamente, Verbrauchsmaterialien und Hilfsmittel werden nach Dringlichkeit verteilt und es wird genau Buch geführt. Hilfsmittel wie Rollatoren werden mehrmals eingesetzt. Wenn diese nicht mehr benötigt werden, kommen sie zurück, werden überprüft und falls nötig repariert.
Wir durften das Hospital Ambrosio Grillo ortuondo bei El Cobre besuchen. Die Leiterin der Klinik hat uns herzlich empfangen und uns gezeigt, wie die Spenden eingesetzt werden, z.B. das gespendete Mikroskop in der Diagnostik.
In der Rehabilitation werden auch Rollatoren und Rollstühle eingesetzt.
Mit Hector fuhren wir weiter zu der oliclinico Docente Municipal Dr. Graciliano Díaz Bartolo. Auch hier wurden wir herzlich von der Klinikleitung empfangen. Es fand eine feierliche Würdigung der Leistungen von Dr. Graciliano Díaz Bartolo statt, der einmal Chefarzt dieser Poliklinik und leitendes Mitglied der Brigade Henry Reeves mit vielen internationalen Hilfseinsätzen war. Unser Freund Graciliano ist leider 2021 an Covid-19 gestorben.
Auch Gisela berichtete von ihrer Informations-Rundreise mit Graciliano und Dr. Klaus Piel 2016 durch Deutschland zum Einsatz Gracilianos mit der Brigade Henry Reeves gegen Ébola in Afrika. Es waren sehr bewegende, emotionale Momente, auch im Gespräch mit Gracilianos Schwester Marta.
Marta (oben mitte)
Hector (links), Chefarzt der Poliklinik (rechts)
Am 04.04. hat uns Hector zum Friedhof Santa Ifigenia gefahren, damit wir u.a. das Grab von Fidel Castro besuchen konnten. Das Grabmal ist einem Maiskorn nachempfunden und sehr schlicht, wie Fidel es gewünscht hat.
Anschließend besuchte Hector mit uns das Büro von Omar López Rodríguez, Conservador de la Ciudad de Santiago de Cuba, in etwa die Denkmalschutzbehörde von Santiago. Omar López zeigte uns mit einem interessanten Vortrag, wie man die historische Bausubstanz von Santiago de Cuba erhält. Die Behörden und Institutionen würden zusammenarbeiten, um so das Optimale für die Menschen der Stadt zu erreichen.
Omar López in seinem Büro
Mit unserem Freund Noeldo, der drei Jahre als Ingenieur im Büro von Omar López gearbeitet hat, haben wir in den folgenden Tagen einige der renovierten Gebäude gesehen, z.B. eine zum Konzerthaus umgebaute Kirche "Sala de Conciertos Dolores". Mit Noeldo haben wir auch einige wichtige Museen in der Stadt besucht: Museo Histórico 26 de Julio - Moncada, Museo de la Lucha Clandestina, Casa Memorial Vilma Espín Guillois. So bekamen wir noch einmal die Geschichte der kubanischen Revolution vor Augen geführt.
Am 08.04. hat Radel uns am Stausee Embalse Nipe vorbei nach Banes gebracht. Radel erklärte uns, das Wasser diene zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen und würde über Kanäle bis nach Holguin geleitet und es sei in Planung dies bis Camagüey auszudehnen.
In Banes haben wir bei Rodolfo eine Spende der Stichting Cuba Adelante, unserer niederländischen Freunde Mieke und Gerard abgegeben. Rodolfo betreut die Projekte der Stiftung in Banes.
Wir haben dort noch einige schöne Tage mit alten und neuen Freunden verbracht. Auch das karibische Meer bei Guardalavaca konnten wir genießen. Wieder einmal eine beeindruckende Reise zu Gast bei wundervollen Menschen, die unsere Unterstützung nicht nur dringend benötigen sondern ganz sicher auch verdienen.
Gisela und Heinz Rudnick