Reisebericht Cuba 2012
La Habana - Di, 3. – So, 8. April 2012
– Uwe Paulsen
Um auf der einen Seite die Künstlerreise zum Projekt
„Muraleando 2012“ optimal zu betreuen und damit ein Maximum an
Ergebnissen zu erzielen und um uns vor allem auf den neuen
[Kultur) und den alten Betätigungsfeldern [Medizin]unseres
Vereins weiterzubringen, flog ich für netto 4 Tage nach La
Habana.
Die Gelegenheit ergab sich, bedingt durch einen
Generalstreik in Spanien, der es nötig machte sich um
alternative Anreisemöglichkeiten der sieben am Projekt
Beteiligten zu kümmern. Spontan ergab sich eine sehr günstige
Hin- und Rückreisemöglichkeit auch für mich.
(Bilder anklicken = größer)
Nach einer 48-stündigen Hinreise-Odyssee mit sieben
Bummelzügen, einer schlaflosen Nacht im Brüsseler Flughafen und
einer dreistündigen Fahrt mit dem Taxi nach Havanna [Varadero],
konnte ich dann 2 Stunden nach meiner Ankunft dort mit Odalys
die ersten beiden Kunstschaffenden am Abend freudig am Flughafen
von Havanna empfangen!
Einreiseprobleme hatte nur einer der
Künstler, doch hatte der freundlicherweise von der Außenstelle
in Bonn ausgestellte unterstützende Brief seine klärende
Wirkung.
Alle zusammen wurden mit kubanischen und offenen Herzen
empfangen und im Barrio 10 de octubre untergebracht und sind gut
aufgehoben. Hier ist vor allem die gute Organisation von Manuel
Baldrich der nimmermüde und charismatisch alles im Griff zu
haben scheint und Enrique als gute Seele des Projektes zu
erwähnen.
Mit besonderem Enthusiasmus gehen jedenfalls Maria
Schürholz und Dietmar Jäkel in diesem Projekt auf, sind
integriert und höchstwahrscheinlich auch im nächsten Jahr wieder
bei einem ähnlichen Projekt dabei.
Die Begeisterung der teilnehmenden Barrio-Mitglieder ist sensationell und alle arbeiten schon in den ersten Tagen mit Hochdruck! Durch die organisierten 1-2 Touristengruppen, die jeden Tag per Bus das Projekt besichtigen, sind auch schon in den ersten Tagen einige der im „Tanque“ ausgestellten Werke verkauft worden, was dem Projekt unmittelbar zugute kommt. „El Tanque“ ist der zentrale Werk-, Veranstaltungs- und Ausstellungsraum des Projektes“Muraleando“ im Viertel „Diez de octubre“.
Wir werden sicherlich eine begeisterte Präsentation der
Künstlergruppe im Herbst zu sehen bekommen! Immerhin ist das
Projekt auch fotografisch und filmisch begleitet worden.
Als
kleines Projekt auf unterster Ebene empfehle ich unserem Verein
dieses selbstlaufende Projekt und die aus dem Ruhrgebiet
teilnehmenden Künstler in den kommenden Jahren weiter in
Hinblick auf die Material- und Reisekosten zu unterstützen.
Ein weitergehender Austausch auch mit kubanischen Künstlern und
ein zu realisierendes Wandbildprojekt hier in Bochum war
angedacht und ist gründlich mit den einzelnen in diesem Jahr an
dem Projekt teilnehmenden Künstlern und im Verein zu
diskutieren. Ein diesbezügliches Gespräch habe ich mit dem
Leiter des Projektes „Muraleando“, Herrn Manuel Baldrich vor Ort
schon geführt und er hat seine Bereitschaft signalisiert.
Es war natürlich nicht einfach für mich so zeitnah die
gewünschten Termine und Gespräche vor Ort hinzubekommen.
Dies klappte z.B. in der mir zur Verfügung stehenden Zeit mit
dem MINSAP nicht– es gab den Kontakt, ein Interesse, doch keinen
konkreten Termin –, so dass Odalys sich in den folgenden Tagen
mit Sr. Victor Manuel treffen sollte. Dieses Treffen war aber
dann eher ernüchternd. Sie hat unsere Wünsche nochmals dargelegt
und unser Ansprechpartner hatte unser Anliegen auch bei diversen
Stellen vorgetragen, doch ist eine Änderung hinsichtlich des
Umgangs mit Hilfslieferungen/Containern - Verrechnung von
Donationen mit den Budgets - in allernächster Zeit wohl nicht zu
erwarten.
Ein wichtiges Treffen gab es dann aber noch am
Samstag in der „Cátedra de Humboldt“, die sich seit 22 Jahren im
Prinzip als ein Teil der Universität von Havanna, der Pflege der
deutschen Kultur und Sprache widmet. Das von Paulino Clark
initiierte Treffen mit Sr. Msc. Allen Lazaro, ökonomischem
Direktor des MINCULT, fand auf dessen Wunsch in der Cátedra mit
deren Leiter Prof. Dr. Ivan Muñoz statt. Spontan wurde noch der
Leiter der „Comunicación intercultural“ Dr. phil. Jesús Ismael
Irsula Peña der UNEAC herbeigerufen. Aus diesem Treffen gingen
alle Beteilgte überzeugend beschwingt und glücklich heraus!
Vorstellung der Arbeit der Cátedra Humboldt in Havanna
Iván Muňoz Duthil / Kuba: Der Sprachwissenschaftler ist seit 1990, als das Germanistik-Zentrum Cátedra Humboldt der Universität Havanna gegründet wurde, Präsident dieses Instituts. Seit jeher fühlt er sich der deutschen Kultur und deutschen Sprache verpflichtet. All seine Ämter, Aktivitäten, Mitgliedschaften, Veröffentlichungen, Preise aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, deshalb nur in Kürze die wichtigsten Fakten: geboren 1949 in Santiago die Cuba, Studium in Leipzig, Aufbau des Germanistik-Studiengangs in Kuba, mannigfaltige Forschungen und Veröffentlichungen über den Einfluss deutscher Zuwanderer und der deutschen Kultur in Kuba – angefangen bei Wilhelm von Humboldt, dem “zweiten Entdecker” Kubas, über den Marburger Johannes Gundlach, “Vater der Ornithologie” in Kuba, bis zum Schriftsteller Georg Weerth, der in Kuba gestorben ist. Auch die größte deutsche Siedlung in Kuba Camagüey findet sein Forschungsinteresse; Iván Munoz hat darüber u.a. einen Dokumentarfilm gedreht.
Klar wurde, dass wir mit der Cátedra einen Rahmen der
Zusammenarbeit erarbeiten und entwickeln können. Eine gemeinsam
erarbeitete Absichtserklärung mit Beschreibung von groben
Projektideen und Zusammenarbeitswünschen, z.B. mit der UNEAC,
sollte dann zu einem Rahmenabkommen führen können, das dann
seitens der zuständigen nationalen Stellen im MINCULT
durch einen offiziell abgesegneten „letra de interés“
abgesichert wird.
Damit hätten wir dann für die Zukunft
weitestgehend eine Absicherung und Unterstützung von in diesem
Rahmen durchgeführten Projekten.
Es ist also jetzt an uns,
eine Formulierung eines Rahmens anzugehen und diese mit Herrn
Muñoz von der Cátedra abzustimmen und zu diskutieren.
Konkret
wurde während des Treffens von ihm schon eine“ Bochum- bzw.
Ruhrgebietswoche“ in der Cátedra angesprochen, die er sehr gerne
in nicht allzu ferner Zukunft umgesetzt sieht. Diese könne eine
oder zwei Wochen dauern und wäre ein Projekt, das dauerhaft
wiederkehrend sein sollte.
Als Beispiel sei die just in
dieser Woche abgehaltene Österreich-Woche erwähnt, die Vorträge,
(Podiums-)Diskussionen, Ausstellungen, Filmvorführungen,
Walzertanzstunden, Musikvorführungen und andere Veranstaltungen
darbot.
Wichtig ist, dass die in diesem Rahmen unterstützen
und realisierten Projekte einen nationalen Charakter haben und
mit kleineren, individuellen von uns unterstützten und auch
realisierbaren Projekten wie dem „Muraleando“ nicht zu
verwechseln sei. Hier gibt es wohl auch Prioritäten.
Neben
dieser Ruhrgebietswoche, steht die rechte Außenseite des
Gebäudes der Cátedra für ein Mural zur Diskussion. Dies sollte
aber meiner Meinung nach unbedingt mit der FG abgesprochen
werden, die ihrerseits schon lange ein Renovierungsvorhaben der
Cátedra umsetzen wollen.
Ebenso ist Meinung von Herrn Irsula
(UNEAC) eine Unterstützung der Casa de la cultura in Arroyo
Naranjo ein Kleinprojekt, dass unterstützenswert ist.
Summa
summarum war ich von der Begeisterung und der Offenheit aller
gut Deutsch sprechenden Beteiligten angetan und freue mich, wenn
allen Absichtserklärungen jetzt auch Taten folgen.
Um auch
die rechtlichen und organisatorischen Bedingungen für Projekte
im Kultursektor genauer kennenzulernen, gab es noch ein
Folgetreffen. Herr Direktor Lazaro vereinbarte dieses mit Odalys
für den Mittwoch im MINCULT bei Frau Yudith Zamora
Escalona ( Centro de Coordinación para la Colaboración
Internacional a la Cultura Cubana), die für internationale
Beziehungen im MINCULT zuständig ist.
Schriftlich liegen uns
jetzt vor:
- Leitfaden für die Erstellung von Anträgen von Projektprofilen
- Investitionsprioritätenliste
- Broschüre zu den Allgemeingültigkeiten des Entwicklungsprogramms und wichtige Themen in der internationalen Zusammenarbeit
- Resolución No. 67 – regelt Zuständigkeiten der intern. Zusammenarbeit - gesetzl. Grundlage
Im Einzelnen wird sie noch Bericht erstatten.
Als Beobachtung in den wenigen Tagen, ist mir im
Alltagsgeschehen in Havanna aufgefallen, dass das Ausmaß der
im Stadtbild präsenten Kleingewerbetreibenden, Läden und
Gastronomiebetriebe nicht so omnipräsent war wie von mir
befürchtet, dass aber die Menschentrauben vor den
Gotteshäusern jeglicher Konfession immens waren!
Uwe Paulsen