Küchen für Krankenhäuser in der Karibik
Mit
klammen Fingern bauen Mitglieder des HCH die Bochumer Mensa-Küche ab.
WAZ-Bild: Hartmut Bei
WAZ Bochum. Bis Frühjahr 2006 wird die 30 Jahre alte Mensa der Ruhr-Uni kernsaniert. Die ebenso alte Küchenausstattung wandert allerdings nicht auf den Schrott. Spülmaschinen, Bräter und Pizzaöfen finden in Kuba neue Aufgaben.
"Helga, haste noch ´nen Kaffee?!" - Gerötete Finger strecken sich der dampfenden Plastiktasse von Helga Wilke entgegen. Die Bochumerin ist im Verein Humanitäre Cuba Hilfe (HCH) eigentlich für die Verwaltung der 140 Namen zählenden Mitgliederkartei zuständig. Gestern aber hatte sie in der Mensa der Ruhr-Uni, einem zugigen, leer geräumten 70er-Jahre-Betonbau, eine Art Biwak aufgeschlagen: Schnittchen, Bratlinge, Nudelsalat ("Heute morgen frisch gemacht!") und immer wieder Kaffee, Kaffee, Kaffee verteilte Helga Wilke an die 15, 20 Mann, die sich bei Temperaturen um 0° in dem ungeheizten Bau mit der alten Kücheneinrichtung herum schlugen.
Wie demontiert man eine Großküche am zweckmäßigsten? Dr. Herbert Querfurth weiß es. Der Lungenfacharzt engagiert sich seit Jahren in der HCH. "Die Mensa-Küche wird mein 49. Container, seit dem 13. bin ich dabei", schmunzelt Dr. Querfurth und sieht den ehrenamtlich mit Gabelstapler, Schraubendreher und Bohrmaschine zu Werke ge-henden Helfern immer wieder über die Schulter.
Eher durch Zufall hatte HCH-Mitglied Ulli Seifert entdeckt, dass die zwar angejährte, aber noch funktionstüchtige Kücheneinrichtung in den nächsten Wochen verschrottet werden sollte. Auf dem "kurzen Dienstweg" klärte der Kuba-Helfer mit dem Abrissunternehmen die Übernahme. Einzige Vorgabe: Bis Beginn der Bauarbeiten am 15. Januar muss alles ´raus sein.
Auf Helgas Schnittchentisch hat Dr. Querfurth die Liste liegen, auf der das gestern Demontierte erfasst wird: zwei Spültheken, vier Bräter, sechs kleine Kocher, zwei Fritteusen, zwei Kühltheken, zwei große Kocher . . . Die 70er-Jahre-Großküche wird bis zum Wochenende in zwei Container verladen, die von einer Übersee-Spedition angeliefert werden. In der nächsten Woche geht das Mensa-Gerät nach Kuba. Dort wird, seit Jahren ist das eingespielt, das Equipment von Helfern des "ICAP - Institut für Völkerverständigung" entgegen genommen. Die halbstaatliche Organisation verteilt die Spenden auf zwei Krankenhäuser in Pinar del Rio und Holguin im bettelarmen Osten Kubas.
Die Bochumer Kubahilfe gründete sich im Dezember 1995, nachdem engagierten Ärzten vor Ort klar geworden war, dass der Mangel an medizinischen Geräten, Medikamenten und Hilfsgütern immens ist. "Die Situation in kubanischen Krankenhäusern ist unbeschreiblich. Es fehlt an Instrumenten, Medikamenten und Einrichtungen", weiß der HCH-Vorsitzende Dr. Klaus Piel. In Laufe der Jahre gingen Betten, Dialysegeräte und schon einmal eine ausrangierte Großküche von Bochum aus in die Karibik.
Billig ist so eine Hilfsaktion nicht gerade. 3500 Euro kostet ein Seefracht-Container: hohe Summen für einen kleinen Verein mit großem Herzen.