Kuba in Coronazeiten- ein Update
Februar 2021
Die Regierungen von Kuba und Venezuela werden bei der Herstellung kubanischer Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zusammenarbeiten, so die letzte Meldung aus Kuba.
Kuba hat derzeit vier verschiedene Covid-19-Impfstoffe in klinischen Prüfungen: Soberana 01 und 02, entwickelt vom Finlay-Institut, der Universität von Havanna und dem CIM, dem Zentrum für molekulare Immunologie, wo u.a. auch Antikörper zur Krebstherapie entwickelt werden, sowie Mambisa (nasale Applikation) und Abdala, beide entwickelt vom Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie. Mit den letzten beiden Impfkandidaten hatte Kuba im Dezember 2020 vier von weltweit 52 Impfanwärtern in von der WHO zugelassenen klinischen Prüfungen, eine unglaubliche Leistung für das kleine von den USA massiv blockierte Land. Kuba ist damit das einzige Land Lateinamerikas und das einzige Entwicklungsland überhaupt, das bisher nicht nur einen sondern gleich 4 Impfstoffe entwickelt und produziert hat
Der konjugierte Impfstoff Soberana 02 gilt derzeit als aussichtsreichster Kandidat. Er hat zwar die gleiche Grundlage wie Soberana 01, aber eine länger dauernde Immunität durch die chemische Verbindung des Rezeptorantigens mit dem Tetanustoxoid, ähnlich wie man es beim Hämophilusimpfstoff B bereits 2004 erfolgreich umgesetzt hat und wie man es mit einem neuen Pneumokokkenvakzin plant. Die bekannten konjugierten Impfstoffe induzieren nicht nur ein langdauernde Immunität sondern verhindern auch, dass sich die Erreger im Nasenrachenraum ansiedeln.
Soberana 2 soll in Kürze auch im Iran erprobt werden, wo das Coronavirus wesentlich stärker grassiert. Aktuell hat für Soberana 02 die zweite Testphase mit 900 Personen zwischen 19 und 80 Jahren in Kuba begonnen. In dieser Phase wird die Verträglichkeit und Effizienz der gewählten Dosis überprüft. Danach soll die dritte Studienphase mit 150.000 Risikopatienten gestartet werden, in der der Impfstoff gegen Placebo getestet wird. Alle kubanischen Impfstoffe enthalten nicht das lebende Virus sondern nur Teile davon, das Spike Protein. Da es sich bei den kubanischen Impfsera nicht um mRNA-Vakzine handelt, ist auch keine besondere Kühlung notwendig, ideal für Kuba und andere tropische Nationen sowie für Entwicklungsländer generell. Auch für Deutschland wäre das eine erhebliche Erleichterung, könnten dann auch die Hausärzte ihre Patienten vor Ort impfen und bräuchte dann nicht diese teuren und bürokratischen Hilfskonstrukte wie die Impfzentren mit all ihren Problemen.
Wegen der zunehmenden Coronafälle diskutiert man in Kuba derzeit auch eine Notzulassung und einen vorzeitigen Impfbeginn, aber nur für den Fall, dass der mögliche Nutzen deutlich höher ist als die Risiken. Denn Kuba hatte am 31.1.2021 erstmalig mehr als 1000 positiv getestete Patienten und damit etwa 50 Fälle auf 100.000 Einwohner in der letzten 7 Tagesbilanz, also eine heftige 3. Welle. Jetzt hat man mit einer deutlichen Reduktion des Flugverkehrs und der Isolierung von Einreisenden reagiert. Insgesamt hat Kuba bisher 27,592 Fälle zu verzeichnen und 216 Tote zu beklagen. Der Inselstaat liegt mit einer Sterblichkeit von unter 0,8% der positiv getesteten Fälle deutlich besser als die meisten Staaten dieser Welt. Die USA haben eine Quote von 1,6%, Großbritanien vom 2,7%, Deutschland von 2,6%. Das gute Abschneiden Kubas mag auch an den angewandten über 20 innovativen Medikamenten liegen, die das Land selbst entwickelt hat und einsetzt. Besonders hervorheben möchte ich das Heberon (Interferon alfa 2b), das Peptid CIGB-258 und Itulizumab, beide wirksam gegen eine fatale Überreaktion des Immunsystem („Zytokininsturm“). Das Itulizumab wird derzeit- man höre und staune -auch in den USA und Brasilien klinisch getestet.
Vicente Vérez, der Direktor des Finlay Impfinstituts, erklärte neulich, dass Kuba bis zum Jahresende 100 Millionen Impfdosen herstellen wolle und dass man damit rechne, bis dahin als eines der ersten Länder der Welt trotz der Blockade alle Kubaner*innen impfen zu können. Darüber hinaus plant man den Aufbau einer Impfstoffbank für die Alba-Mitgliedsstaaten.
Natürlich will und muss Kuba seine Impfstoffe auch kommerzialisieren, denn das Land braucht Devisen und eine Refinanzierung der Ausgaben für die Entwicklung und Produktion der Impfsera. Aber die Rendite, geschweige denn die Interessen von Shareholdern, stehen nicht auf Kubas Agenda.
Das Engagement von mediCuba-Europa und der Humanitären Cuba Hilfe e.V. – HCH
Die erste Spendenaktion des europäischen Netzwerkes mediCuba-Europa (MCE) erbrachte im Frühjahr dieses Jahres gut 500.000€ an Spenden. Davon konnten für 170.000€ Covid-19- PCR-Tests für das IPK (Tropeninstitut Pedro Kouri) und für 310.000 € Beatmungsgeräte gekauft und bereits nach Kuba geliefert werden. Ferner konnten wir für 25.000€ Material für die Herstellung von 250 einfachen Beatmungsgeräten in Kuba bereitstellen. Jetzt ruft mediCuba-Europa zu einer 2. Spendenaktion auf, um das Finlay-Impfinstitut zu unterstützen. Konkret benötigt das Institut eine Summe von 350.000 € für die Anschaffung von Geräten, die Veränderungen der Immunantwort in Lymphozyten von Personen vor und nach der Impfung messen können. So kann man die Effektivität der Impfung sehr gut beurteilen. mediCuba-Europa und wir wollen das Land bei der Bewältigung dieser Krise unterstützen und auch dabei helfen, dass Kuba weiterhin weniger entwickelte und arme Länder auch mit einer Coronaimpfung unterstützen kann. Mit einem Mann und einem Büro in Havanna ist der Kontakt von MCE mit den kubanischen Partnern sehr effektiv, gespendetes und gekauftes medizinisches Material kommt unglaublich schnell an seinen Bestimmungsort.
Helfen auch Sie bitte Kuba in dieser schwierigen Situation, die durch die völkerrechtswidrige immer brutaler gewordene US-Blockade durch die Trump-Administration erheblich verschärft wurde. Und dies trotz der Coronapandemie!! Als Mitglied von mediCuba-Europa MCE bieten wir eine Überweisungsmöglichkeit auf das HCH-Konto mit Spendenbescheinigung an.
Spendenkonto der HCH e.V. bei der Sparkasse Dortmund
IBAN: DE52 4405 0199 0091 0160 36 , BIC DORTDE33XXX
Stichwort: Covid-19 Notfallprojekt mediCuba-Europa oder einfach MCE-COVID19
Hinweis zu Spendenquittungen: Bei Spenden unter EUR 200,00 reicht der Überweisungsbeleg als Spendenquittung. Bei Beträgen über EUR 200,00 stellen wir dem/der Spender/in eine Spendenquittung aus, wenn er/sie im Verwendungszweck der Überweisung seine/ihre vollständige Adresse für die Spendenquittung vermerkt.
Bochum, am 2. Februar 2021
Klaus Piel ( Vorstand HCH und mediCuba-Europa)