Pressemitteilung:
90 % der Bevölkerung bald in Kuba geimpft
September 2021
PDF-Datei zur Pressemitteilung
Darum gehts
Sehr geehrte Damen und Herren von der Presse
Angesichts der aktuellen Berichte über die Coronasituation und die Covid-19-Impfungen in Kuba, demnächst auch für Kinder ab 2 Jahren, möchte ich Ihnen folgende PM der Humanitären Cuba Hilfe e.V. mit Sitz in Bochum zukommen lassen. Es war mir wichtig, einige aktuelle Meldungen zu beleuchten und einen kurzen Abriss der Situation in Kuba in Coronazeiten zu geben, wobei die Folgen der umfassenden Blockadepolitik der USA nicht unerwähnt blieben.
Herzliche Grüße
Ihr
Klaus Piel
„Anbetracht der Fortschritte bei den Impfungen in Kuba, ihrer erwiesenen Wirksamkeit und der Aussicht, dass
mehr als 90 % der gesamten Bevölkerung im November komplett geimpft sein werden, werden die Voraussetzungen für eine schrittweise Öffnung der Grenzen des Landes ab dem 15. November 2021 geschaffen. Die Gesundheits- und Hygieneprotokolle werden bei der Ankunft der Reisenden gelockert und konzentrieren sich auf die Überwachung symptomatischer Patienten und die Temperaturmessung. Außerdem werden Diagnosetests nach dem Zufallsprinzip durchgeführt. Ein PCR-Test wird bei der Ankunft nicht verlangt, und die Impfbescheinigungen der Reisenden werden anerkannt. Die Öffnung des Tourismusbinnenmarktes wird schrittweise in Abhängigkeit von den epidemiologischen Indikatoren der einzelnen Gebiete erfolgen.“
So das Ministerium für Tourismus in Kuba in einer Stellungnahme vom 6.9.2021
Die Coronaimpfungen in Kuba, auch bei Kindern
Am 3.9.2021 hat Kuba mit einer Corona-Impfkampagne bei Kindern im Alter zwischen zwei und 18 Jahren begonnen. Zunächst sollen Kinder ab zwölf Jahren die in Kuba entwickelten Corona-Impfstoffe Abdala und Soberana erhalten, ab dem 15. September sind die jüngeren Kinder an der Reihe. Insgesamt stehen derzeit 30 Millionen Impfdosen aus eigener Produktion zur Verfügung. Insgesamt hat Kuba als einziges Land Lateinamerikas und überhaupt als einziges Entwicklungsland Coronaimpfstoffe entwickelt, 5 an der Zahl, darunter ein Impfserum als Nasenspray-„Mambisa“. Kuba hat schon länger Erfahrung mit der Entwicklung von Impfstoffen, die teilweise auch exportiert werden. Dies ist durch eine frühzeitige Förderung und Entwicklung einer leistungsfähigen Biopharmaindustrie zu erklären, die auch innovative Antikörper zur Krebstherapie entwickelt hat. Die am weitesten fortgeschrittenen Impfstoffe in Kuba sind das vom Finlay Impfinstitut entwickelte Soberana 02 und das vom Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) entwickelte Abdala. Diejenigen, die bereits eine COVID-19- Infektion überstanden haben, sollen eine Auffrischungsimpfung mit dem letzten und fünften kubanischen Coronaimpfstoff Soberana Plus erhalten. Alle kubanischen Impfstoffe zeichnen sich durch eine sehr gute Verträglichkeit aus. Leider berichten viele Medien bei uns und in den USA, dass die kubanischen Impfseren noch keine Zulassung von der WHO hätten oder dass sogar eine Zulassung abgelehnt worden sei. Das ist falsch und lässt den Eindruck entstehen, dass die kubanischen Impfstoffe minderwertig, ihr Einsatz riskant sei. In Wirklichkeit ist diese Zulassung seitens Kuba noch gar nicht beantragt. Der Antrag wird erst vorbereitet. Und ich gehe jede Wette ein, dass eine Zulassung erfolgen wird wie bisher bei allen kubanischen Impfstoffen. Viele Länder Lateinamerikas und die afrikanische Union haben ihr Interesse an den kubanischen Impfstoffen bekundet. Sie können sich die hohen Preise der Pharmagiganten (10-30 Dollar/Dosis) einfach nicht leisten und die chronisch unterfinanzierte WHO kann nicht überall helfen. Zu Recht hoffen sie auf Lieferungen aus Kuba zum Selbstkostenpreis oder zu leistbaren Konditionen. Den neuen Impfstoff baute man übrigens auf der Plattform des seit 30 Jahren verwendeten und bewährten Meningokokkenimpfstoffes aus eigener Produktion auf, ähnlich wie man verschiedene Autotypen auch auf einer Plattform aufbauen kann. Man verwendete als Antigen bestimmte Eiweissstoffe des Spikeproteins. Die kubanischen Impfstoffe sind also proteinbasiert. Inzwischen liegen erste Wirksamkeitsstudien vor. Das mittels dreier Dosen im Abstand von 14 Tagen verabreichte Vakzin Abdala hat eine Wirksamkeit von 92,28 Prozent bei symptomatischen Erkrankungen aufgewiesen. Soberana 02 hat eine Wirksamkeit von 62 % nach 2 Impfungen und etwa 90 Prozent nach einer dritten Impfung mit Soberana plus. Dies sind ausgezeichnete Ergebnisse im internationalen Vergleich. Die Impfungen laufen nicht so flott wie geplant an, weil der ganze medizinische Sektor nicht zuletzt durch die US-Blockade große Finanzierungs- und Beschaffungsprobleme hat. So fehlte es zunächst an Spritzen und Kanülen für die Impfung, dann an Laborgeräten und Spezialfiltern für die Impfstoffherstellung. Letzteres ist immer noch ein Problem wegen der weltweiten großen Nachfrage und langer Lieferzeiten. Aber es gelang der Humanitären Cuba Hilfe e.V. mit Sitz in Bochum in Zusammenarbeit mit der deutschen Solibewegung und dem europäischen Netzwerk mediCuba -Europa Filter aus China zu kaufen und auch Millionen von Spritzen und Kanülen für die Impfungen sowie Schutzkleidung und Beatmungsgeräte.
Die US-Blockade Kubas und Corona
Unverständlich ist hierbei die Haltung der USA, die unter Biden selbst in der Coronakrise immer noch ihre Finanz-, Handels- und Wirtschaftsblockade gegen Kuba aufrecht erhalten. Wie grausam und menschenverachtend die US- Blockade ist, zeigt sich daran, dass sie wohl bis zur gewünschten Kapitulation Kubas durchgehalten werden soll, ohne Rücksicht auf das Leben und Sterben der Menschen auf Kuba. Ziel ist allein die Vernichtung eines verhassten Systems, das in vielen Bereichen deutlich zukunftsfähiger, solidarischer und humaner ist als das in den kapitalistischen Ländern. Menschen sind bei dieser umfassenden Belagerung nur zu vernachlässigende Kollateralschäden. Die USA verhalten sich nicht anders als die Belagerer einer Burg im Mittelalter, die die Bewohner durch Aushungern zur Aufgabe zwingen wollen. Und man spricht von US-Seite explizit von Erdrosseln und Ersticken. Die US-Blockade ist eine umfassende Wirtschafts-, Finanz- und Handelsblockade, die sich sogar auf Drittstaaten, also extraterritorial, auswirkt. Somit ist sie als völkerrechtswidriger kriegerischer Akt einzuordnen und wird seit vielen Jahren von der Vollversammlung der Vereinten Nationen von der überwältigenden Mehrheit der Mitglieder, auch von Deutschland und der EU, verurteilt. Selbst in Coronazeiten- und das ist der eigentliche Skandal, der hierzulande viel zu wenig thematisiert wird- wird die Einfuhr notwendiger und lebenswichtiger Medikamente und deren Rohstoffe, die Einfuhr von Reagenzien, medizinischen Geräten und Ersatzteilen sowie die Lieferungen von Lebensmitteln, Treibstoff, Schutzkleidung, Masken, Beatmungsgeräten, Material für die Impfungen und die Forschung durch die USA mit allen Mitteln blockiert. Die USA erreichen dies, indem sie die internationalen Lieferfirmen unter Druck setzen und ihnen wegen Zuwiderhandlung gegen die Blockade Strafen oft in Millionenhöhe aufzwingen. Die USA kontrollieren die Finanzströme und bestrafen ebenso die Banken, die den Zahlungsverkehr mit Kuba abwickeln. Die französische Bank BNP Paribas zahlte 2014 fast 9 Milliarden Dollar Strafe an die Finanzbehörden der USA. Und sie zahlen alle, auch deutsche Firmen und Banken, um ihr US- Geschäft nicht zu verlieren und die Beschlagnahme ihrer Vermögenswerte in den USA zu vermeiden. Es werden in Europa ja schon Überweisungen von den meisten Banken blockiert, die das Wort Kuba in irgendeiner Form verwenden. Die seit 60 Jahre dauernde Blockade der USA gegen Kuba ist die längste und härteste in der Geschichte der Menschheit und hat bisher - konservativ geschätzt- Schäden in Höhe von über 138 Milliarden US-Dollar bewirkt. Andere Schätzungen sprechen sogar von 1 Billion Dollar. Allein vom April 2018 bis zum März 2019, waren es über 4,3 Milliarden US-Dollar, 1 Jahr später schon 5,57 Milliarden Dollar. Im Gesundheitswesen waren es zuletzt mehr als 104 Millionen Dollar/Jahr. Und das sind für ein Land wie Kuba schon beträchtliche Summen.
Corona und Schule in Kuba
Die sozialistische Regierung des Karibikstaates sieht in der Impfkampagne eine Voraussetzung für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Wegen der Corona-Pandemie waren Kubas Schulen nämlich seit März 2020 die meiste Zeit geschlossen. Die Kinder und Jugendlichen wurden via Fernsehen über die Bildungskanäle unterrichtet. Wenn am Montag das neue Schuljahr in Kuba beginnt, sollen alle Schüler solange Fernunterricht bekommen, bis alle für eine Corona-Impfung in Frage kommenden Kinder und Jugendliche die Impfspritzen erhalten haben. Die Behörden planen, die Schulen ab Oktober schrittweise wieder zu öffnen. Anders als bei uns sehen die Kubaner*innen in der großen Mehrheit Impfung als einen Segen und einen Schutz an oder wie man auf der Insel sagt als eine „Errungenschaft“. So sind auch die stets hohen Impfraten auf Kuba zu erklären.
Trotzdem braucht Kuba auch in der Zukunft dringend unsere Unterstützung. Die Humanitäre Cuba Hilfe e.V. bemüht sich seit über 25 Jahre um eine Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen in Kuba, durch Projekte und durch Spenden, aber auch durch Informationsarbeit. Diese Hilfen sind gerade in diesen Zeiten besonders wichtig, in denen die Wirtschaft durch die Pandemie, das Wegbrechen des Tourismus und die umfassende Blockadepolitik der USA am Boden liegt, eine Blockadepolitik, die dringend beendet werden muss.
Spendenkonto der HCH e.V. bei der Sparkasse Dortmund
IBAN: DE52 4405 0199 0091 0160 36 , BIC DORTDE33XXX
Stichwort: HCH- Coronahilfe
Dr. med. Klaus Piel
Facharzt für Innere Medizin
Vorstand HCH und mediCuba-Europa
Maischützenstr.34
44805 Bochum
dr.piel@t-online.de
0234 5162 1949
0157 5886 1559
hch-ev.de