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Humanitäre Cuba Hilfe e.V.  
Medizinische Hilfslieferungen, humanitäre, kulturelle und politische Projekte, Informationsarbeit

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HCH: Humanitäre Cuba Hilfe
- ein Stück menschlicher Solidarität jenseits politischen Kalküls und ideologischer Starre, Begegnungen zwischen Menschen -


Cubanischer Oldtimer Cubanische Kinder spielen Schach Trombonespieler auf Cuba Cubanische Hausansicht Aufforderung das Embargo zu stoppen


Der Gesundheitssektor in Kuba 2024

Donnerstag, 16.05.2024

Dieser Artikel ist hier als Anhang (PDF-Datei) beigefügt.

Gründe der aktuellen Krise und Aufgaben der Solibewegung

Kuba befindet sich in der größten Krise seit Beginn der Revolution. Die Lage ist schlimmer als in der Spezialperiode der 90er Jahre. Alle Bereiche sind betroffen, auch der Gesundheitssektor, auf den Kuba und auch wir immer so stolz waren. Es hat einen massiven Exodus gerade von jungen, oft gut ausgebildeten Menschen gegeben. Man spricht von einer halben Million Kubaner*innen, die das Land in den letzten 3 Jahren verlassen haben. Die, die bleiben, haben nicht selten resigniert, fehlen oft an ihren Arbeitsplätzen und warten auf eine Gelegenheit, das Land zu verlassen. Nicht wenige geben der Regierung die Schuld an der Misere, leugnen die massive US-Blockade und fallen so auf die Propaganda der US-amerikanischen Rechten herein. Aber es gibt in allen Bereichen Menschen, die kämpfen, die sich bis zum Umfallen für die Revolution einsetzen und sich der Propaganda entgegenstellen. Das sind in erster Linie unsere Ansprechpartner. Mit ihnen scheint es möglich, ein Überleben Kubas und seines humanistischen sozialen Projektes zu gewährleisten.

Aber wie sieht es im Einzelnen, speziell im Gesundheitssektor aus. Und wie haben sich die Blockadeverschärfungen durch Trump ausgewirkt, der ja im Wochentakt neue Sanktionen gegen Kuba einführte und den friedlichen Staat auf die Liste der terrorunterstützenden Länder setzte. Welche Rolle spielte die Coronapandemie und welche hausgemachten Ursachen gibt es?

Der Gesundheitssektor vor der Krise

Vor der Revolution hatten nur 30% der Bevölkerung Zugang zu medizinischen Behandlungen. 60% der praktizierenden Ärzte und 80% der Krankenhausbetten konzentrierten sich in Havanna. Es existierte nur ein Landhospital (Banes). Der größte Teil der Landarbeiter hatte keinen Zutritt zum Gesundheitssystem. Viele Menschen starben, ohne je einen Arzt gesehen zu haben, meist an heilbaren Krankheiten. Die Mütter- und Kindersterblichkeit war exorbitant hoch. Fast die Hälfte der Bevölkerung litt unter Hunger.

Mit der „Erklärung von Havanna“ vom 2. 9. 1960 legte Fidel Castro die ethischen Grundprinzipien der Revolution fest: Das Recht auf Befriedigung elementarer Bedürfnisse wie Ernährung, Obdach und die Versorgung mit essentiellen gesellschaftlichen Ressourcen wie Bildung, Arbeit, Alters- und Gesundheitsversorgung. So konnten in den Folgejahren die meisten Infektionskrankheiten ausgerottet werden wie z.B. Kinderlähmung 1962, Malaria 1967, Tetanus im Säuglingsalter 1972, Diphterie 1979, Masern 1993 und Röteln 1995. Kuba hat mit 8 Ärzten/1000 Einwohner eine größere Ärztedichte als die USA mit 3/1000 E. und die BRD mit 4/1000 E., Zahlen aus dem Jahr 2018. Die prozentuale Anzahl an Krankenhausbetten ist heute höher als in den USA 5/1000 zu 3/1000 E. Die Lebenserwartung (78 Jahre) sowie die Kinder- und Müttersterblichkeit entsprechen denen der entwickelten Länder. Die WHO u. a. Experten sagen: Dieses kubanische Gesundheitswesen ist vorbildlich. Es beeinflusst(e) die Entwicklung von Maßstäben und Leitlinien der WHO. Die ärztliche Versorgung ist flächendeckend. 73 % des kubanischen Staatshaushalts für das öffentliche Gesundheitswesen, die Bildung und die soziale Sicherheit. In Deutschland sind es knapp 50%.

Der Aufbau des Gesundheitssystems in Kuba

An der Basis der Pyramide stehen die Familienärzte, die médicos de la familia. 1984 wurde das Familienarztprogramm eingeführt. 1994 wurden bereits 94 % der Bevölkerung von Familienärzt*innen versorgt. Derzeit liegt die Quote bei gut 99 %. 2022 gab es 11.548 Consultorios. Zusammen mit einer Krankenschwester betreut ein Familienarzt/-ärztin in seinem Wohnbezirk jeweils 120-130 Familien, durchschnittlich also 600-700 Personen. Arztwohnung und Praxis -consultorio- sind im gleichen Haus oder in benachbarten Häusern untergebracht. Zu den ärztlichen Aufgaben gehören die tägliche Gesundheitsfürsorge, speziell auch die Schwangeren-, Kleinkind- sowie Altenbetreuung (Sozialmedizin), die präventive Medizin und Rehabilitation. Selbst in den abgelegenen Berg- und Urwaldregionen finden sich neben Zwergschulen Familienarztpraxen, oft mit Strom aus Wasser- oder Solarenergie.

Die nächste Stufe bilden die Polikliniken. Sie Polikliniken stehen über und hinter den consultorios. Bereits 1963 begann man mit dem Aufbau dieser multidisziplinären Einrichtungen mit zahnärztlichen Abteilungen. 2022 gab es landesweit 451 Polikliniken. Sie koordinieren die Gesundheitsleistungen in ihrem Zuständigkeitsbereich und sorgen für die örtliche Durchführung nationaler Gesundheitsinitiativen. Sie übernehmen die Dienstbereitschaft der Familienärzte außerhalb ihrer Sprechstundenzeiten und arbeiten eng mit ihnen zusammen, auch im Bereich der Fortbildung. Sie werten auch die Behandlungsdaten der Familienärzte aus (Supervision).

Übergeordnet sind die Land- und zentralen Provinzkrankenhäuser und in Havanna weitergehend spezialisierte Einrichtungen.

Dieses spezielle Gesundheitssystem nennen die Kubaner Medicina General Integral (Allgemeine Ganzheitliche Medizin) mit dem Familienarztsystem an der Basis. Ziel ist die Krankheitsprävention und schnellstmögliche Behandlung. Auch sollen so rasch landesweite Gegenmaßnahmen und Mobilisierungen möglich werden, z.B. bei einem Dengueausbruch, bei Natur-katastrophen wie Hurricans und zuletzt auch bei der COVID-19 –Pandemie. Sie ermöglicht eine effektive Bekämpfung chronischer und ansteckender Krankheiten bei deutlich begrenzten Ressourcen. So war die Kindersterblichkeitsrate in Kuba über viele Jahre geringer als die der USA und weniger als halb so hoch wie die der Farbigen in den USA.

2018 gab es 482 308 medizinische Fachkräfte, 70.6 % davon sind weiblich. Man zählte 150 Krankenhäuser mit 45 892 Betten, 131 Hogares maternos (stationäre Einrichtungen für Problemschwangerschaften), 148 Hogares de ancianos und 265 Casas de abuelos (Einrichtungen für alte Menschen), 12 Institutos de investigación (Forschungseinrichtungen) sowie zahlreiche Hochschulen für Sozialarbeiter. Es gibt ein spezielles Programm für das Tercer Edad, das dritte Alter. Denn Kuba hat in ganz Lateinamerika den höchsten Anteil alter Menschen.

Kubas hat aber auch eine sehr erfolgreiche Biopharma-Industrie mit 1200 internationalen Patenten. Sie verkaufen ihre Impfsera, Antitumorwirkstoffen u.a.m. in 50 Länder. Das Ziel ist die Erschwinglichkeit hochwirksamer auf dem Weltmarkt extrem teurer Produkte für die Kubaner, aber auch für Patienten armer Länder. Der CIMAvax-EGF-Impfstoff gegen Lungenkrebs wurde unter Obama und auch unter Trump in den USA getestet und wird nach wie vor in den Roswell Park Kliniken eingesetzt, die eine enge Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Pool Kubas, besonders mit dem CIM, unterhalten.

Ein besonderer Parameter, um Gesundheitssysteme verschiedener Länder zu vergleichen, ist die Kindersterblichkeit. Hier lag Kuba über etliche Jahre vor den USA mit 4,1/1000 Lebendgeburten im Jahre 2021 zu 5,1/1000 in den USA. Deutschland lag bei 3,2/1000, Schlusslicht Afghanistan bei 105/1000. Allerdings stieg die Rate in Kuba zuletzt über 7/1000. Was sind die Gründe? Hauptursache ist sicherlich die US-Blockade.

Die US-Blockade und ihre Auswirkungen

Die US-Blockade Kubas hat das Ziel so wörtlich-, “das wirtschaftliche Leben zu schwächen…, damit die nominalen und realen Löhne sinken, um so Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung zu erreichen“. Die USA verhalten sich wie die Belagerer einer Burg im Mittelalter, die die Bewohner durch Aushungern zur Aufgabe zwingen wollen. Und man spricht von US-Seite explizit von Erdrosseln und Ersticken. Die Blockade wird ja verniedlichend oft Embargo genannt, um ihren kriegerischen Charakter zu verbergen. Denn sie wird extraterritorial und umfassend angewendet. Sie umfasst den Währungs-, Finanz- und Wirtschaftsbereich und ist damit ein völkerrechtswidriger Akt, der auch jedes Jahr von der UN- Vollversammlung mit großer Mehrheit verurteilt wird. Dafür stimmten zuletzt nur die USA und Israel. Die seit 60 Jahre dauernde Blockade der USA gegen Kuba hat - konservativ geschätzt - Schäden in Höhe von über 138 Milliarden US-Dollar bewirkt, andere Schätzungen sprechen von einem Schaden von über 1 Billionen Dollar. Allein vom April 2018 bis zum März 2019 waren es über 4,3 Milliarden US-Dollar, 1 Jahr später schon 5,57 Milliarden Dollar. Im Gesundheitswesen waren es 2022 240 Millionen Dollar, 80 Millionen mehr als 2021. Verhindert oder erschwert werden so u.a. die Einfuhr notwendiger und lebenswichtiger Medikamente und deren Rohstoffe, die Einfuhr von Reagenzien, medizinischen Geräten und Ersatzteilen, selbst in den Notzeiten der Pandemie. Die USA erreichen dies, indem sie die internationalen Lieferfirmen unter Druck setzen und ihnen wegen Zuwiderhandlung gegen die Blockade Strafen in Millionenhöhe aufzwingen. Die USA kontrollieren die Finanzströme und bestrafen ebenso die Banken, die den Zahlungsverkehr mit Kuba abwickeln. Die französische Bank BNP Paribas zahlte 2014 fast 9 Milliarden Dollar Strafe an die Finanzbehörden der USA. Und sie zahlen alle, um ihr US-Geschäft nicht zu verlieren und einer möglichen Beschlagnahme ihres US- Vermögens zu vermeiden.

So ist es kein Wunder, dass es kaum Firmen gibt, die mit Kuba Handel treiben oder im Land investieren wollen. Die meisten Banken lehnen Finanztransfers nach Kuba ab. Selbst Überweisungen im Inland oder in Europa sind oft unmöglich, wenn der Überweiser, der Empfänger oder der Überweisungszweck irgendetwas mit Kuba oder der Kubasolidarität zu tun hat. All dies verhindert im großen Stil, dass sich Kuba trotz der vielen gut ausgebildeten Menschen wirtschaftlich entwickeln und Devisen generieren kann. Die derzeitige wirtschaftliche Krise hat hier eindeutig ihre Hauptursache.

Aktuell gibt es landesweit einen großen Mangel selbst an einfachen Schmerzmitteln, an Antibiotika, Allergiemitteln, Krebs- und Spezialmedikamenten und Medikamentenrohstoffen. Es fehlt an Nahtmaterial, Spritzen, Kanülen, zentralen und peripheren Venenkathetern und anderem Verbrauchsmaterial. Unnötiges Leiden und Todesfälle sind die Folge, wie ja das Tribunal gegen die US-Blockade im November 2023 in Brüssel klar festgestellt hat. Die Provinzen Pinar del Río und Santiago de Cuba benötigen dringend ein neues MRT und CT für die Diagnostik. Es fehlen gute Ultraschall- und Laborgeräte, Reagenzien etc. Die Liste ist lang. Hinzu kam neulich noch der Mangel an Herzschrittmachern. 1500 werden derzeit akut landesweit benötigt. Hier läuft zur Zeit eine Spendenkampagne, die mediCuba-Europa und ihr deutscher Ableger die HCH europaweit ins Leben gerufen haben und der sich schon viele Soliorganisationen angeschlossen haben.

Die Coronapandemie

Eine andere wichtige Ursache der aktuellen Krise war die Coronapandemie. Kuba wäre sicher nicht in der Lage gewesen, die teuren Impfstoffe auf dem Weltmarkt zu kaufen. Abgesehen davon muss man sich fragen, ob man Kuba diese Impfstoffe verkauft hätte. Deshalb entschloss man sich, eigene Impfstoffe zu entwickeln. Mit der Impfstoffentwicklung und -produktion hatte man ja eigene gute Erfahrungen gemacht. Man hatte das Know how und die Fachkräfte. Dies, die Produktion und die Impfkampagne, verschlang in den Coronajahren etwa die Hälfte des Gesundheitsbudgets. Natürlich fehlte das Geld dann in anderen Bereichen. So gab es damals schon Kampagnen der Solibewegung bei der Beschaffung von Laborausrüstung, Spritzen und Kanülen für die millionenfachen Impfungen. mediCuba- Europa - mCE- hatte 2017 ein Millionenprojekt begonnen, das IPK, das Tropeninstitut Pedro Kouri in Havanna, aufzurüsten und die Diagnostik der Provinzlabore in Santiago im Osten und Villa Clara im Zentrum der Insel zu verbessern und v.a. mit der PCR-Technik auszustatten. Dieses Projekt stellte sich als enorm wichtig bei der Diagnostik von COVID-19 heraus. Allerdings gelang es dem kubanischen Staat darüber hinaus etwa ein Dutzend weiterer Labore mit der PCR- Technik auszustatten. Als weitere Folge der Pandemie blieben die Einnahmen aus dem Tourismus aus, der zwar langsam wieder Fahrt aufnimmt, aber längst noch nicht die Einnahmen der Vorcoronajahre generiert.

Hausgemachte Gründe

Als hausgemachte Gründe der Krise werden oft die Bürokratie, fehlende effiziente Abläufe, die unzureichend landwirtschaftliche Produktion und die Einführung einer neuen Währung zu einem schwierigen Zeitpunkt genannt. Der Kurs des kubanischen Pesos lag bei der Einführung bei 1/25 Dollar und musste bald schon auf 1/125 korrigiert werden. Der Wert des kubanischen Peso fällt und fällt. Derzeit bekommt man auf dem Schwarzmarkt für 1 Dollar über 300 Pesos. Und die Löhne kommen nicht mit. So ist es für Rentner und Menschen, die nur von ihrem Gehalt leben müssen, sehr schwierig zu überleben. Deshalb scheint für viele die Emigration und die Suche nach besseren Lebensbedingungen trotz aller Risiken die einzige Alternative zu sein.

Aufgaben der Solibewegung

Wir als Kubasolidaritätsbewegung können Kuba aktuell unterschiedlich unterstützen. Zum einen ist es die politische Solidarität, der Kampf gegen die US- Blockade und die absurde und kriminelle Einstufung Kubas als ein Land, das den Terrorismus unterstützt. Zum anderen können wir auch materiell helfen, mit landwirtschaftlichen, energetischen, sozialen und medizinischen Projekten und prioritären Hilfslieferungen in diesen Bereichen. Letzteres ist eine Domäne der Humanitären Cuba Hilfe e.V.

Im Augenblick läuft europaweit eine Kampagne von mediCuba-Europa an, Kuba mit dringend benötigten lebenswichtigen Herzschrittmachern zu versorgen. 1500 werden akut gebraucht, etwa 1 Millionen Euro benötigt. Die HCH als deutscher Vertreter von mCE bündelt die Kampagne in Deutschland. Allerdings sind auch Überweisungen in die Schweiz auf das Konto von mCE möglich (Banca dello Stato del Cantone Ticino‐ 6982 Agno, Svizzera/Schweiz IBAN: CH92007643013245Y0001, BIC: BSCTCH22).

Für Ihre Überweisung verwenden Sie bitte unser Spendenkonto:

Spendenkonto der HCH e.V. bei der Sparkasse Dortmund

Zahlungsempfänger: Humanitäre Cuba Hilfe e.V.
IBAN: DE52 4405 0199 0091 0160 36
BIC: DORTDE33XXX
Stichwort: z. B. Herzschrittmacher

Wichtig: Vermeiden Sie es, "Kuba" auf Ihrer Überweisung zu erwähnen, sonst kann Ihre wertvolle Spende von Ihrer Bank blockiert werden. Und ja, es ist eine der "Gemeinheiten" der Blockadepolitik, die Kuba und diejenigen, die es unterstützen wollen, ertragen müssen.

Spendenquittungen

  • Bei Beträgen unter 300,00 € reicht der Überweisungsbeleg als Spendenquittung.
  • Bei Beträgen über 300,00 € stellen wir dem/der Spender/in eine Spendenquittung aus, wenn er/sie im Verwendungszweck der Überweisung die vollständige Adresse für die Spendenquittung vermerkt.

Hinweis zu Spendenquittungen: Bei Spenden unter EUR 300,00 reicht der Überweisungsbeleg als Spendenquittung. Bei Beträgen über EUR 300,00 stellen wir dem/der Spender/in eine Spendenquittung aus, wenn er/sie im Verwendungszweck der Überweisung seine/ihre die vollständige Adresse für die Spendenquittung vermerkt.